Jetzt im September ist die Zeit der Neuanfänge. Das neue Ausbildungsjahr hat gerade begonnen, die Schule fängt am Dienstag wieder an, in vielen Betrieben geht das Arbeiten nach der Sommerpause wieder los. Oft spüren wir aber ganz wenig von einem Zauber in diesen neuen Anfängen. Viel mehr sind sie von Stress, Nervosität, Unsicherheit und Ängsten begleitet. Wie wird das nur alles werden? Was kommt da auf uns zu? Geht es so weiter wie bisher?
Selbst, wenn man es schafft, den Zauber des Anfangs zu zelebrieren und mit neuer Motivation zu starten, so ist es doch wahrscheinlich, dass einen der Alltag sehr schnell einholt. Rasch werden Dinge zur Gewohnheit und ehe man sich versieht, hat man sich vielleicht schon in Dinge verrannt, die nicht mehr auf einen zauberhaften Anfang verweisen, sondern sich zu einem Albtraum in der Mitte entwickelt haben.
In der alttestamentarischen Lesung dieses Sonntags scheint es dem Volk Israel ähnlich zu gehen. Die Euphorie über die Zusage von Gottes Beistand und den Auszug aus Ägypten ist verflogen. Der Alltag hat das Volk eingeholt. Sie sind mürrisch, weil nichts vorwärtsgeht und sie wenden sich von Gott ab – verehren stattdessen ein goldenes Kalb. Das geht sogar so weit bis Gott sinngemäß die Nase voll von ihnen hat und er sie seinen Zorn verspüren lassen will. Auch Paulus in der zweiten Lesung hatte sich in die Christenverfolgung hineingesteigert, in etwas verrannt. Und im Gleichnis aus dem Evangelium verlässt ein Sohn den väterlichen Hof und verprasst sein Erbe. Es hat sich ausgezaubert.
Doch allen drei Lesungen ist eines gemeinsam: Gott, der immer wieder die Hand reicht für einen Neuanfang. Es reut ihn sein Zorn gegenüber dem Volk Israel und er steht zu seinem einst geschlossenen Bund. Paulus beschreibt seine Umkehr und welch übergroßes Erbarmen er in Jesus Christus gefunden hat. Und eben jener selbst verdeutlicht in seinem Gleichnis die unglaubliche Freude Gottes über die Umkehr eines jeden einzelnen. Gott lässt nicht im Stich und ein Neuanfang ist jederzeit möglich.
Jeder neue Tag, der uns geschenkt ist, ist so ein Neuanfang. Jede Begegnung ist so ein Neuanfang. Jedes Gespräch mit Gott ist so ein Neuanfang. Lassen wir uns auf den Zauber ein, dass Gott es immer wieder und überall mit uns wagt.
Rebekka Redinger-Kneißl
Theol. Referentin im Haus der Begegnung HEILIG GEIST