Wir haben die Passion, das Leiden Jesu nach Johannes gehört. Im Hören sind wir den Weg Jesu ans Kreuz mitgegangen. Es ist der Weg, den Jesus für uns gegangen ist, wie es im Großen Glaubensbekenntnis heißt: für uns Menschen und zu unserem Heil.
Deswegen ist er Mensch geworden, ist gekreuzigt, gestorben und begraben worden und auferstanden. Der Lesungstext aus dem Hebräerbrief stellt uns Jesus als den Hohepriester, als den Pontifex vor, der mit uns fühlt und mitleidet. Er hat eine Sympathie für uns Menschen. Er ist der wahre Pontifex, der im Mitfühlen unser menschliches Dasein mit Gott verbindet.
Diesem Gedanken folgend bin ich die Passion durchgegangen und greife 3 Augenblicke heraus, die Jesus in seinem Leiden als Mitleidenden und Mitfühlenden zeigt.
Da ist die Szene der Verhaftung im Garten. Petrus greift zum Schwert und haut dem Diener, sogar sein Name Malchus ist überliefert, das Ohr ab. Jesus, der die Gewalt ablehnt, gebietet seinem Freund Einhalt und sympathisiert mit dem Knecht der gegnerischen Seite.
Zweiter Augenblick: Da ist Petrus im Hof des Hohepriesters. Dreimal verleugnet er Jesus und sagt: Ich bin es nicht. Er steht nicht zu seiner Freundschaft mit Jesus. Im Grunde steht er nicht zu sich selber. Im Verleugnen Jesu verleugnet er sich selber, seine Existenz. Das unterscheidet Petrus von Jesus. Jesus sagt zweimal bei der Verhaftung „Ich bin es“. Der Evangelist berichtet nüchtern „und gleich krähte ein Hahn — Punkt.“ Bleiben wir bei diesem Punkt. Gibt es noch einen Blickkontakt von Jesus zu Petrus – einen mitfühlenden Blick vom verratenen Freund zum Versager? Es ist der heilende Blick, der Petrus weinen lässt, wie es die anderen Evangelien berichten. Welch eine Sympathie!
Dritte Szene: Jesus ist ans Kreuz geschlagen. Jesus sieht in den letzten Momenten vor seinem Sterben auf die, die ihn auf seinem letzten irdischen Weg begleitet haben, neben den Frauen seine Mutter und den Lieblingsjünger. In einen seiner letzten Worte sagt er: Frau, siehe dein Sohn – Sohn siehe deine Mutter. Anscheinend ist es Jesus wichtig, dass wenn er geht, niemand allein zurückbleibt. Der Jünger nimmt Maria zu sich. So einfühlsam ist Jesus noch am Kreuz. In der Auslegung dieser Szene hat die frühe Kirche einen Hinweis auf das neue Volk Gottes gesehen. In dieser Gemeinschaft gibt es ein Aufeinanderschauen, so der Auftrag des Herrn. In der Kirche Jesu Christi soll es einen achtsamen Blick auf die Einsamen geben. Vor kurzem habe ich einen Bericht von einer nigerianischen Schwester gelesen, die in der äußerst unsicheren Sahelzone lebt und arbeitet. Auf Nachfrage sagt sie kurz: was ich sehe, sind Menschen, die Hilfe brauchen. Das lässt sie tätig werden. Solche Menschen wie diese Schwester sind in der Spur Jesu, der am Kreuz noch die Seinen sieht und mit ihnen fühlt.
Jesus in seiner Passion hat uns die Sympathie, das Mitleiden und Mitfühlen mit den Menschen gezeigt. Bleiben wir in seiner Spur. Amen.
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Ludwig Raischl
Theologischer Referent