Sonntagsimpuls

Menschsein

Heilig Geist Burghausen HDB am 02.06.2024

IMG 2466 Foto: Ludwig Raischl

Das Grundgesetz feiert in diesen Tagen seinen 75. Geburtstag. Und wir sind (zu Recht) stolz auf unsere staatliche Grundordnung mit der Aussage, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Es ist ein hohes Gut, das auf dem Hintergrund der katastrophalen Erfahrung des Nationalsozialismus und der Missachtung der menschlichen Würde erst so richtig verstehbar ist. Wie viele Menschen wurden getötet und mussten in dieser Zeit ihr Leben lassen! - Wie zu allen Zeiten müssen wir auch heute auf die Menschenwürde achten. So sieht z.B. ein ungezügelter Wirtschaftsliberalismus den Menschen ausschließlich als Arbeitsfaktor. Wer nichts mehr für das Bruttosozialprodukt beitragen kann, ist dann logischerweise nichts mehr oder nicht mehr so viel wert. Viel weiter klingt da der Satz aus dem Grundgesetz: „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt.“

Wie haben sich die Zeiten geändert, wenn wir den ersten Teil des Evangeliums hören. Die Jünger streifen mit Jesus durch die Getreidefelder und rupfen Ähren ab, was die gläubigen Juden als Missachtung des Stehens im Bund Gottes gesehen haben. Deshalb kritisieren sie Jesus. Wie so oft antwortet Jesus grundsätzlich und zeitlos. Der Sabbat ist für den Menschen da und nicht umgekehrt. Und: der Menschensohn ist Herr über den Sabbat. In den Evangelien wird Jesus oft der Menschensohn genannt. Mit Jesus kommt das Heil. Jesus stellt die ursprüngliche Ordnung wieder her. Er sieht den Menschen so, wie von Anfang an gedacht, nämlich als Bild Gottes. Das verleiht uns allen unsere Würde. In Jesus ist Gott Mensch geworden und er zeigt uns in seinen Worten und Taten von Neuem, wie wertvoll jede und jeder von uns ist. Nicht die Leistung und das, was wir alles können, verleiht uns menschliche Würde. Die eben gehörte Heilungsgeschichte führt uns dies anschaulich vor Augen. Der Mensch mit der verdorrten Hand ist handlungsunfähig und kann nichts leisten. Deshalb steht er am Rand der Gesellschaft und ist ein Außenseiter. Jesus führt ihn aus der Isolation. Er spricht ihn an und fordert ihn auf, sich in die Mitte zu stellen. Er stellt die Pharisäer noch einmal zur Rede und fragt, ob es erlaubt sei am Sabbat Gutes zu tun. Zorn und Trauer erfüllt Jesus über die Verstocktheit ihrer Herzen. Es ist immer wieder ein Rätsel, dass Menschen, gerade auch die Hüter des Gesetzes sich so verhärten, dass sie den Sinn der Gebote nicht mehr sehen, die zu einem rechten Menschenleben weisen. Ihre Herzenshärte lässt sie schon von Anfang an planen, wie und wann sie Jesus beseitigen können.

Zum Abschluss möchte ich noch ein Erlebnis von der Jägerstätterwallfahrt nach St. Radegund erzählen. Nach dem Weg bei Regen und Sonnenschein gab es einen Impuls am Jägerstätterhaus. Der Referent veranschaulichte, dass der Sel. Franz Jägerstätter einer war, der genau hingesehen hat. Da stand eine Frau auf und erzählte von ihrem Vater, der im Dorf verdächtigt wurde, dass er den Ortspfarrer wegen einer NS-feindlichen Predigt denunziert hätte. Der Pfarrer wurde umgehend abgesetzt. Am Neujahrstag nach dem Gottesdienst wünschten sich alle ein Gutes Neues Jahr, nur ihrem Vater nicht, der am Rand stand. Einzig Franz Jägerstätter ging zu dem Mann und wünschte ihm ein gesegnetes Neues Jahr. Wie Jesus im Evangelium handelte Jägerstätter und nahm den unschuldig Verdächtigten in die Mitte. Er gab dem Mann seine Würde als Mensch mit seiner Klarsicht, seiner Urteilsfähigkeit und seinem Mut zu Handeln. Bleiben wir wie Franz Jägerstätter in der Spur Jesu und achten wir auf die Menschlichkeit, die uns von Gott gegeben ist. Unsere Welt heute braucht sie wie eh und je.

Ludwig Raischl

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