35 Grad oder noch mehr werden für dieses Wochenende erwartet. Ein Großteil aller überlegt sich vermutlich, wie dieses Wetter am besten genutzt werden kann – ob bei Ausflügen in die Natur, ins Schwimmbad, in den Freizeitpark oder zu einem der vielen Feste und Feierlichkeiten, die in diesen Tagen stattfinden.
Angebote, die nicht nutzbar wären ohne die vielen Angestellten oder auch Freiwilligen, bei denen sich die Frage nach der Wochenendplanung mit ‚arbeiten‘ beantworten lässt. Es wird geschäftiges Treiben herrschen, damit alles rund läuft, wenn die Gäste kommen.
Geschäftiges Treiben, herrichten, kochen, putzen und so weiter stand vermutlich auch bei Marta und Maria auf dem Programm, von denen wir an diesem Sonntag im Evangelium hören. Denn es hatte sich hoher Besuch angekündigt. Jesus und seine Jünger kommen. Auch die beiden Frauen sind Jüngerinnen Jesu, allerdings mit festem Wohnsitz. Sämtliche Konventionen der damaligen Zeit während bei diesem Besuch auf den Kopf gestellt. Ledige Frauen laden Jesus, einen Mann, zu sich nach Hause ein und er nimmt diese Einladung auch noch an.
Es erscheint nur logisch, dass Marta möchte, dass bei diesem außergewöhnlichen Ereignis wirklich alles passt. Jesus soll es an nichts fehlen. Sein Aufenthalt bei ihnen soll perfekt sein.
Maria hingegen sieht eine andere Seite bei diesem Besuch. Sie ergreift die einmalige Gelegenheit und setzt sich dem Rabbi zu Füßen. Frauen und Mädchen hatten normalerweise nicht diese Möglichkeit. Schüler zu sein war dem männlichen Geschlecht vorbehalten. Wieder bricht Jesus die Tradition. Er ist für alle da. Maria ist selig – gefangen von Jesu Botschaft, sodass sie alles andere um sich herum vergisst, es einfach ausblendet. Sie hört das Klappern der Töpfe nicht mehr, sie ignoriert, dass sich in der Ecke vielleicht noch ein wenig Staub gefangen hat. Für sie ist etwas Anderes wesentlich.
Marta interpretiert das als Faulheit, als Affront gegen sie. Sie fühlt sich allein gelassen und ihr platzt der Kragen. Womöglich aber spricht aus ihrer Forderung, Maria solle ihr helfen, aber auch die Angst übersehen zu werden. „Jesus, nimmst du wahr, was ich alles tue? Siehst du mich überhaupt?“
Nehmen die Gäste wahr, was im Hintergrund alles passiert, damit alles gelingen kann? Werden die Tätigkeiten, die so notwendig sind, überhaupt gesehen oder wird das alles als selbstverständlich hingenommen?
Es würde nicht funktionieren ohne die vielen Martas. Aber es wäre kein außergewöhnlicher Augenblick, wenn es keine Marias gäbe, die ihn ergreifen.
Rebekka Redinger-Kneißl
Theol. Referentin im Haus der Begegnung HEILIG GEIST