„Nochmal zusammenreißen!“ Ein kurzer Ausspruch, den wir vermutlich alle nur zu gut kennen. „Nochmal zusammenreißen!“ – Es gilt für die Schülerinnen und Schüler, jetzt so kurz vor den Sommerferien. Lern nochmal! Streng dich nochmal an! Nicht mehr lange, dann ist auch dieses Schuljahr wieder geschafft. „Nochmal zusammenreißen!“ – Ein Satz, der Sportlerinnen und Sportler anspornt, auf den letzten Metern noch einmal alles zu geben. Komm hol alles aus dir raus! „Nochmal zusammenreißen!“ – Eine innere Einstellung, die einem vor einem unangenehmen Gespräch noch einmal Mut verspricht. Bring es hinter dich!
Die Liste an Situationen, an denen ein solcher Satz fällt, ließe sich noch endlos weiter fortsetzen. Er kann durchaus hilfreich sein. Denn die Aussicht, das etwas bald geschafft ist, bald vorüber ist, motiviert, erleichtert und beruhigt zugleich.
Ebenfalls gibt es aber auch viele Situationen, in denen so eine Floskel nicht ausreichend ist. Es gibt Dinge, die kaum oder sogar un-erträglich sind, bei denen kein Ende absehbar ist. Stress, Krankheit, Armut, Leid usw. sind alles Zustände, die einen völlig mutlos und erschöpft werden lassen können. Wer sich da hinstellt und sagt: „Nochmal zusammenreißen!“, klingt höhnisch, empathielos und macht es sich einfach zu leicht. Manchmal braucht es eben viel mehr als nur einen motivierenden Spruch.
Das Matthäus Evangelium an diesem Sonntag lässt uns wissen, dass das auch Jesus vor Augen hatte. In der alten Einheitsübersetzung lauten die Worte, die Jesus in den Mund gelegt werden: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Das klingt nach Durchatmen, Ruhe und Erholung in dem Wissen, dass unsere Sorgen und Nöte bei Jesus gut aufgehoben und geparkt sind. In der Einheitsübersetzung von 2016 bekommen die Worte Jesu eine andere Nuance. Denn dort heißt es: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken.“ Das hört sich nach Erfrischung oder Wiederbelebung an – da geht noch was.
Am Ende braucht es für die Seele beides: eine Pause und dann auch wieder einen Neuanfang in der Gewissheit, dass nicht nur alles an uns liegt, wenn wir uns ‚zusammenreißen‘.
Rebekka Redinger-Kneißl, Referentin im HdB