Die erste Botschaft des Auferstandenen an die verängstigten Jünger ist: Friede mit euch! Gleich zweimal sagt es uns der Herr zu. Er weiß um die Angst seiner Freunde. Wer war gleich wieder unter dem Kreuz dabei? – Petrus nicht, er, der Jesus dreimal verleugnete. Die anderen - wo waren sie gleich wieder? Wir können uns vorstellen, wie sie mit gesenkten Köpfen dasitzen, wie sie sich schämen. Er zeigt ihnen seine Wunden. Sie brannten ihnen auf der Seele auf Grund der Geschehnisse bis zur Kreuzigung. Doch im Text ist nicht vom Schämen die Rede, es heißt im Gegenteil: da freuten sich die Jünger. Wie ist das möglich? Es ist möglich, weil ihnen der Herr keine Vorhaltungen macht. Kein anklagendes Wort wie „wo seid ihr gewesen“ kommt ihm über die Lippen. Nur das zweimalige Friede euch und das Zeigen seiner Wunden. Seine Wunden klagen uns nicht an. Im Gegenteil, sie führen zur Heilung und in einen Frieden, den die Welt nicht geben kann, einen Frieden der weit mehr ist als Waffenstillstand. Wer möchte nicht diesen Frieden in sich spüren, wenn der Blick in die eigene Lebensgeschichte geht, auf das Versäumte, auf das Verschuldete, auf das Leben, wie es eben ist.
Ludwig Raischl, Direktor im Haus der Begegnung HEILIG GEIST