Das Wort Hand ist ein „Urwort“, die Hände ein Ursymbol. Viele Redewendungen gibt es dazu: „etwas in die Hand nehmen“, „zwei linke Hände haben“, „in die Hände spucken“, jemandem sind „die Hände gebunden“, „die Fäden in der Hand haben“, „Die Hände in Un-schuld waschen“, etwas „aus der Hand geben“ … Die Hände sind ein Symbol für den ganzen Menschen in seinem aktiv-sein, in seiner „Handlungsfähigkeit“.
Durch eine gute Be-Handlung können gute Kräfte in einem Men-schen (wieder) zum Leben erweckt werden. Denken wir an Streicheleinheiten, an eine wohltuende Massage, einen Händedruck, in dem ich Herzlichkeit oder Anteilnahme spüre oder die hilfreiche Hand, die vor einem Sturz bewahrt oder danach wieder aufhilft. Jesus be-handelt heute zunächst die Schwiegermutter des Simon. Er „fasste sie an der Hand und richtete sie auf“. Im Ausdruck „er richtete sie auf“ klingt mehr an, als dass sie wieder von ihrem Lager aufstehen kann. Denken wir mal daran: Wie ist das, wenn ich mich wieder aufrichten kann, wieder aufgerichtet werde, etwa, nachdem mich Leid und Sorge niedergedrückt haben? Menschen mit allen möglichen Krankheiten und Leiden legt Jesus danach die Hände auf und überträgt ihnen die Kraft, die an Leib und Seele heilt. „Heil sein“ ist mehr und manchmal anderes als „gesund sein“. Manche Menschen habe ich erlebt, die auch in Leid und Krankheit eine unglaubliche Aus-strahlung hatten. z.B. eine schwerkranke Frau, die mit Gelassenheit ihrem Sterben entge-genblicke oder einen Mann, den ich für seine Lebensfreude und positive Ausstrahlung be-wunderte und dann erfahren habe, welch schweres Schicksal er hatte. Da bekomme ich eine Ahnung davon, was „heil sein“ meint. Jesus heilt von innen her, er befreit die Seele von Angst, er richtet auf, macht handlungs-fähig. Völlig klar, dass sich da die ganze Stadt versammelt und „alle ihn suchen“. Er aber sonnt sich nicht in seinem Erfolg, er bleibt nicht einmal im Ort, um noch alle zu heilen, die es nötig haben. Er zieht sich zurück in die Stille, ins Gebet. Er sucht die Verbin-dung mit seinem Vater, um seinen Auftrag klar zu erkennen, vielleicht auch wieder klar zu erkennen. Und der Auftrag ist: Das Reich Gottes verkünden durch Wort und Tat. Durch Handlung und durch Sprache zeigen, was Gott für die Menschen will: dass sie aufgerichtet, aufrecht sind, handlungsfähig, frei von Angst und lebenshinderlichen Kräften. Jesu Reaktion darauf, dass er gesucht wird, klingt zunächst seltsam: „Lasst uns anderswo hingehen“, sagt er darauf. Im zweiten Blick kommt es mir vor, als ob er den Menschen in Kafarnaum – und genauso uns heute — sagen möchte: „Ihr wisst jetzt wie´s geht. Behandelt die Menschen so, dass sie sich aufrechten können, dass sie handlungs- und lebensfähig werden! Und wenn ihr nicht wisst, wie das konkret gehen soll und was jetzt dran ist, dann geht in die Stille, be-tet, sucht die Verbindung mit eurem himmlischen Vater!“
Brigitta Neckermann-Lipp
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Brigitta Neckermann-Lipp
Referentin im Haus der Begegnung HEILIG GEIST