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90. Kairos im Haus der Begegnung mit Stephan Maria Alof

Heilig Geist Burghausen HDB am 05.11.2024

Kairos Alof 22 Foto: Albert Steiner

Altenpfleger, Gastronom, Bestatter - Tausendsassa Stephan Maria Alof war der Überraschungsgast beim 90. Kairos.
Kairos, die griechische Sagengestalt des günstigen Zeitpunktes, ist der Namensgeber der Veranstaltung, die seit 30 Jahren dreimal jährlich stattfindet. Das Besondere daran ist, dass der Gast dem Publikum vorher nicht bekannt ist. Das Veranstaltertrio KEB Rottal-Inn Salzach, KLB im Landkreis Altötting und Haus der Begegnung hütet dieses Geheimnis bis zum Abend strengstens. Gesichert ist nur, es ist ein Zeuge oder eine Zeugin der Zeit zu einem Thema der Zeit.

Am Mon­tag, den 4. Novem­ber, war dies Ste­phan Maria Alof, der Kir­chen­pfle­ger von St. Maxi­mi­li­an in Mün­chen, der dort seit 30 Jah­ren an der Sei­te von Pfar­rer Rai­ner Maria Schieß­ler aktiv ist. Sein The­ma zum einen die sich ver­än­dern­de Bestat­tungs­kul­tur und die weit­ge­hen­de Ver­drän­gung des Todes aus dem All­tag und zum ande­ren wie er sich eine moder­ne Kir­che vor­stellt.
Wer sich selbst nicht rie­chen kann, stinkt auch ande­ren“, zitiert er zu Beginn den kürz­lich ver­stor­be­nen Bischof Kamph­aus. Alof ist ein selbst­be­wuss­ter Mann, der auf 57 Jah­re beweg­tes Leben schaut und dort mit bei­den Bei­nen fest ver­an­kert ist. Eigent­lich war für mich immer klar, dass ich Pries­ter wer­de oder in den Bene­dik­ti­ner Orden ein­tre­te“, sagt er. Gleich­zei­tig hat er nie­mals mit sei­ner Homo­se­xua­li­tät hin­ter dem Berg gehal­ten und so kam es doch anders, ein ande­rer Weg, der zu sei­nem wur­de. Gemein­sam mit einer Freun­din eröff­net er Anfang der 90er Jah­re eine Ver­sor­gungs­sta­ti­on für Aids­kran­ke. Wir haben Tag und Nacht gear­bei­tet, im Dienst an den Men­schen, bis es irgend­wann auch für mich gut war“, blickt er auf die inten­si­ve Zeit zurück. Es folgt eine völ­lig ande­re Rich­tung. Inner­halb kur­zer Zeit eröff­net und betreibt er drei Gas­tro­no­mie­be­trie­be im Münch­ner Glo­cken­bach­vier­tel. Jes­sas, Maria und Josef wer­den zu einer Mar­ke und gleich­zei­tig zu drei Orten, an denen Kir­che nie­der­schwel­lig erleb­bar ist. Die Kir­che muss sich ehr­lich und ohne Plan auf ihr Gegen­über ein­las­sen, dort wo die Men­schen sind, so lau­tet Alofs Cre­do. Die Fron­leich­nams­pro­zes­si­on 2011 beschreibt er dabei als Schlüs­sel­er­leb­nis. Dort habe er Pfar­rer Schieß­ler über­re­det ein­mal abzu­wei­chen vom alt­be­währ­ten Weg mit den Altä­ren, statt­des­sen lan­de­te man bei einem Son­nen­stu­dio, einem Well­ness­cen­ter und schließ­lich vor einer Schwu­len­knei­pe. Als dort zum eucha­ris­ti­schen Schluss­se­gen die Blas­ka­pel­le spiel­te, sei­en von oben rote Rosen­blät­ter gewor­fen wor­den — ein Bild wie im Film. Die posi­ti­ve Reso­nanz sei über­wäl­ti­gend gewe­sen. Ob nun St. Maxi­mi­li­an eine Mus­ter­pfar­rei sei und die Leu­te nun des­we­gen mehr in die Kir­che gehe, ver­neint Alof klar und ergänzt, dass es ihm dar­um auch nicht gehe. Es gehe um den gro­ßen Schatz der Tra­di­tio­nen und Ritua­le, die die Kir­che den Leu­ten auf der Suche anbie­ten könn­te. In gro­ßer Tie­fe und Sen­si­bi­li­tät müs­se dabei vor­ge­gan­gen wer­de und mit der Offen­heit, dass die Men­schen das Ange­bot auch ableh­nen dürfen. 

Die Mög­lich­kei­ten sei­en viel­fäl­tig, aber man arbei­te in der Kir­che meis­tens nicht gemein­sam, son­dern zie­he eher über den ande­ren her, dabei sei es doch offen­sicht­lich, dass nicht einer allein die Weis­heit gepach­tet habe.
Alof hofft, dass gera­de die nun nahen­de Weih­nachts­zeit zum Anlass genom­men wird, um den ech­ten Stall­ge­ruch wie­der wahr- und anzu­neh­men. Als Kir­che dort hin­zu­ge­hen, wo es wort­wört­lich stinkt und die Kir­chen­ge­bäu­de dann nicht mit gol­de­nen Ster­nen zu deko­rie­ren, son­dern Win­deln und Medi­ka­men­te in die Krip­pe zu packen, für die, die in Not sind.
Alofs Leben nun führt ihn auch immer wie­der dort­hin zu der Not der Men­schen. Er hat sich zum Bestat­ter umschu­len las­sen und ani­miert nun die Leu­te als Trau­er­red­ner selbst ange­sichts des Todes aktiv zu wer­den. Sei es der Vater, der für sein totes Kind den Sarg selbst zusam­men­zim­mert oder die Ermun­te­rung auch am Grab über die schö­nen Din­ge, die das Leben bereit­hält, zu lachen. Es sei wich­tig, dass sich die Leu­te ihrer Trau­er stel­len und ihren eige­nen Zugang dafür fin­den. Wie das aus­se­hen kann, stellt er dem­nächst in Burg­hau­sen aus, als Gesamt­lei­ter der The­men­wo­che Der Tod und die Schön­heit“. Von 23. – 29.11. wird im Haus der Begeg­nung das The­ma in Form einer Aus­stel­lung und jeden Abend von einer ande­ren Per­spek­ti­ve aus beleuch­tet. Tickets gibt es gleich hier!

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