Sonntagsimpuls

Lebendige Steine sein

Heilig Geist Burghausen HDB am 16.10.2022

Lebendige Steine Rebekka Redinger-Kneißl

Es ist eine philosophische Frage, die das Lukas-Evangelium an diesem Sonntag, traditionell dem Kirchweih-Sonntag, bereithält: „Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?“

Ich fin­de, dar­auf gibt es kei­ne ein­fa­che Ant­wort. Je nach­dem, wem Sie die­se Fra­ge stel­len, wer­den Sie auch eine ent­spre­chen­de Ant­wort bekom­men. Wäh­rend es die einen mit Blick auf die lee­ren Kir­chen kate­go­risch ver­nei­nen wer­den, wer­den ande­re fra­gen, was ist über­haupt der“ Glau­be. Wie lässt sich die­ser defi­nie­ren? Was macht den Glau­ben aus? 

Im Kin­der­le­xi­kon von Wiki­pe­dia habe ich fol­gen­de Beschrei­bung gefun­den: Glau­be ist eine star­ke inne­re Über­zeu­gung. Er betrifft die Fra­ge, wer oder wie Gott ist. Ein gläu­bi­ger Mensch ist davon über­zeugt, dass es Gott gibt. Er ver­traut auch in vie­len Din­gen auf die­sen Gott, vor allem, was das Leben nach dem Tod anbetrifft.“ 

Mit kei­nem Wort wird in die­ser Erklä­rung die Kir­che erwähnt, weder das Gebäu­de, auch nicht die Insti­tu­ti­on oder was man sonst mit die­sem Begriff ver­bin­den mag. Braucht es also gar kei­ne Kir­che mehr für den Glau­ben? Ist der Kirch­weih-Sonn­tag ein­fach überflüssig? 

Glau­ben kann ich auch im Wald“, mei­nen vie­le. Der Pas­sau­er Pro­fes­sor für Reli­gi­ons­päd­ago­gik Hans Mendl wird ergän­zen: Christ­sein aber nur in der Gemeinschaft.“

Glau­ben kann ich im Wald — Christ sein nur in der Gemeinschaft”

Prof. Dr. Hans Mendl

Denn das Wort Kir­che, vom grie­chi­schen kyriakón kom­mend, bedeu­tet zum Herrn gehö­rend“, Haus des Herrn“, also Haus Got­tes“. Es ist die Gemein­de oder Gemein­schaft, von der im neu­en Tes­ta­ment die Rede ist. Pau­lus schreibt im zwei­ten Korin­ther­brief: Wir sind doch der Tem­pel des leben­di­gen Got­tes; denn Gott hat gespro­chen: Ich will unter ihnen woh­nen und mit ihnen gehen“ (2 Kor 6,16) und Petrus ergänzt: Lasst euch als leben­di­ge Stei­ne zu einem geis­ti­gen Haus auf­bau­en“ (1 Petr 2,5)“.

Der Kirch­weih­sonn­tag hat also nicht nur etwas mit dem ver­meint­lich jetzt sich lee­ren­den Gebäu­de zu tun, es geht um uns selbst, um unse­re Bezie­hung zu Gott und Chris­tus, um unse­ren Glauben. 

Ich für mei­nen Teil hof­fe, dass Jesus vie­le leben­di­ge Stei­ne antref­fen wird, denn das macht für mich den Glau­ben aus – es geht um nichts Gerin­ge­res als mein Leben mit Gott und das darf ich an die­sem Kirch­weih-Sonn­tag ganz beson­ders feiern.

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