Die Texte aus der Schrift heute machen den Glauben zum Thema. Montagsabend in der Begegnung mit der Bibel hat die Gruppe genau das gemacht. Glaube zeigt sich erst in Schwierigkeiten, so eine Aussage.
Die Worte aus der 1. Lesung unterstreichen das „Ich schreie zu Dir … aber du hilfst nicht … wenn es sich verzögert, so warte darauf“. Auch im Evangelium sagen die Apostel zu Jesus: Stärke, unseren Glauben, gib uns mehr davon. Auch sie kennen also solche glaubensschwachen Zeiten. Mutter Teresa, die Apostelin der Nächstenliebe, beschreibt, dass sie 35 Jahre Gottes Gegenwart nicht gespürt hat. Da versteht sich die Bitte der Apostel um Stärkung des Glaubens nochmal und wird ernster.
Im Glauben gestärkt sein
Was bietet uns Jesus auf die Frage nach Glaubensstärkung an? Wie so oft antwortet er in Bildworten. Auch wenn sich das zunächst verrückt anhört: ein Baum, Synonym für Stabilität, soll sich verpflanzen können? Zunächst sollen wir auf das Kleine schauen, so Jesus. Der Glaube, so winzig wie ein Senfkorn, kann ungeheure Wirkung entfalten. Die Natur lehrt es uns, wie aus einem kleinem Samen etwas Großes wird. Das wunderbare Erntedankrad in der Heiliggeistkirche zeigt es uns eindrücklich. Aus Kleinem wächst etwas. Das gilt auch für uns als Mensch. Wie hilfsbedürftig sind wir am Anfang des Lebens, bis wir erwachsen werden? Vielleicht ist es genau das, was uns Jesus mit dem zweiten Bild von unnützen Knecht sagen will – es ist genommen aus der feudalherrschaftlichen Zeit damals. Jesus hat sich immer Bildern aus seiner Zeit bedient, damit es die Leute verstehen. Sinnspitze dieses Bildes ist: es ist immer gut zu wissen, wer wir sind. Wir sind Geschöpf, nicht Schöpfer. Viele Probleme heute gründen darin, dass sich der Mensch überhebt und nicht mehr weiß, wer sie/er ist. Die Krisen der Welt von heute — ökologisch, sozial oder in den Konflikten — haben darin ihre Wurzeln. Menschen meinen wie mächtig sie sind: wie sie mit Gewalt Konflikte lösen können, wie sie die Ressourcen von Mutter Erde verbrauchen können ohne zu bedenken, welche ökologischen und sozialen Folgen dies hat. Zum Hüten und Bebauen sind wir berufen, so der Schöpfungsauftrag, die Enzyklika Laudato si hält diesen Auftrag seit 10 Jahren wach.
Was hat das gleich wieder mit meinem Glauben zu tun?
Sehr viel. ‘Ich glaube an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde’, sprechen wir im Glaubensbekenntnis. Diesem Gott des Lebens, jede und jeder von uns nach seinem Bild geschaffen, dürfen wir trauen. Er liebt uns. Er schaut auf uns. Die lukanischen Gleichnisse, Lukas Kapitel 15, kurz vor der heutigen Stelle machen es ganz deutlich. Das Gleichnis vom verlorenen Schaf, der verlorenen Drachme, vom barmherzigen Vater. Jesus sagt uns: Gott ist wie ein guter Hirte, der dem einen Schaf nachgeht, das sich verirrt hat. Gott ist wie die Frau, die alles im Haus auf den Kopf stellt, nur um die Drachme zu finden. Gott ist der barmherzige Vater, der sehnsüchtig auf seinen Sohn wartet und sich freut, ihn wieder in die Arme nehmen zu können und ein Fest zu feiern. Auf diesem Hintergrund versteht sich die Apostelbitte nach Glaubensstärkung. Sie haben die Gleichnisse gehört und verstanden. Haben sie es mit den täglichen Herausforderungen schon zusammengebracht? Gelingt es ihnen als Apostel, als Gesandte, diese Botschaft mit den Menschen ins Gespräch zu bringen? Wir brauchen noch eine Stärkung, sagen sie zu Jesus. Es gelingt uns noch nicht oder nicht immer. Es braucht wohl eine Verkostung dieser frohen Botschaft, damit es zur Nahrung wird und Kraft gibt.
Jesus ist bei uns
Uns geht es genauso wie den Aposteln. Auch wir brauchen Stärkung. Das Beisammen auch im Gottesdienst hilft uns. Jesu Wort und sein Mit-uns-Sein, von seiner Geburt bis hin zu seinem Tod und seiner Auferstehung, lassen uns Anteil haben, gerade wenn wir nun Eucharistie feiern und für seine Liebe zu uns Dank sagen. Sein Geist, „der Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ (2 Tim 1,7) wird uns in die neue Woche und den Alltag begleiten. Oder mit dem Wort aus der Montagsrunde: Dann bekomme ich alles was ich brauche.
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Ludwig
Raischl
Theologischer Referent



