
Zeichen schauen wir nun, Irdisches wird zum Bilde hier. Denn das kreisende Jahr lässt nach des Winters Frost und Nacht im Frühling die Erde für Ostern bereiten.
Mit diesen Worten besingt ein zeitgenössischer Hymnus die Fastenzeit.
Die Tage werden wärmer und länger, die ersten Sträucher und Bäume fangen an zu blühen. In den Gärten wird gewerkelt und die Felder werden bestellt. Wer erfreut sich nicht an dieser Jahreszeit? Wofür soll der Frühling im kreisenden Jahr Zeichen sein?
Ein Blick in die Lesung aus dem Buch Jesaja zeigt eine erste Richtung an. Nach der Zeit des Exils, dieser schmerzlichen Erfahrung des Volkes in der Fremde, einer dunklen und winterlichen Zeit, sind die Israeliten wieder in der Heimat. Doch das Land ist noch in einem verwüsteten Zustand. Gott fordert durch den Mund des Propheten sein Volk auf: Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr! Siehe, nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?
Ein erster Hinweis für uns: der Blick nach Vorne bereitet die Erde für Ostern vor. Nicht die Klage darüber, dass es heute nicht mehr so ist wie Früher, hilft weiter – weder gesellschaftlich noch kirchlich. Nein es gilt nicht zu übersehen, was jetzt zu sprießen beginnt. Und wir dürfen erkennen, dass Gott selber am Werk ist.
Schauen wir nun auf das Evangelium, auf die Erzählung von Jesus und der Ehebrecherin. In Jesus ist hier Gott am Werk. Die Schriftgelehrten und Pharisäer legen eine starre wie auch scheinheilige Gesetztespraxis an den Tag. Ihnen geht es letztlich nicht um das Gesetz. Sie möchten Jesus auf die Probe stellen. Dass da eine Frau bloßgestellt wird, ja sogar gesteinigt werden soll, das ist für sie nebensächlich. Was soll da wachsen? Jesus spricht sich nicht gegen das Gesetz aus, darauf wollten seine Gegenspieler hinaus. Vielmehr stellt er eine Frage, die ins Innere führt. Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Welcher Mensch kann das von sich sagen. Jesus lenkt den Blick von der Frau weg auf jeden Einzelnen. Wer könnte von sich sagen, dass er nie das Ziel verfehlt oder darüber hinausschießt. Die Ältesten, die mit der meisten Lebenserfahrung, erkennen als Erste ihren Holzweg und gehen weg. Jesus hat die Sünde nicht bagatellisiert, ihm liegt es an der Umkehr und Neuorientierung, hin zu einem Leben, so wie es Gott vom Urbeginn für uns gedacht hat. Vielleicht hat Jesus mit dem Finger das neue und auch wieder ganz alte Gebot auf die Erde geschrieben: Dies ist mein Gebot, dass ihr liebt einander wie ich euch geliebt habe. Auf diesem Boden wird die Erde für Ostern bereitet. Gehen wir den Weg der Gottes- und Nächstenliebe in der Spur Jesu. Mit den Lesungsworten des Apostel Paulus ausgedrückt: „ich bilde mir nicht ein, dass ich es schon ergriffen hätte. Eines aber tue ich: Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist.“ Die Erde ist bereitet. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?
Wenn wir heute nach Hause gehen, können wir einen Blick auf die Magnolie werfen. Ihre ersten Blüten und vollen Knospen sagen uns, dass Ostern nicht mehr weit ist.
Denn das kreisende Jahr lässt nach des Winters Frost und Nacht im Frühling die Erde für Ostern bereiten.
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Ludwig Raischl
Theologischer Referent